Was bringt ein Praktikum?

Im Februar 2013 erschien auf der Homepage der Ivane Dschavachischvili Staatlichen Universität Tbilissi ein Angebot von der Deutsch-Georgischen Gesellschaft (DGG) in Bezug auf das Praktikum bei Saarländischen Gerichten. Georgisches Recht gehört zur kontinental-europäischen Rechtsfamilie und weist besondere Ähnlichkeiten mit dem deutschen Recht auf. Insbesondere ist diese Tendenz im Bereich des Zivilrechts zu erkennen. Gerade aus diesem Grund war das Interesse für dieses Angebot von der Seite der georgischen Studenten sehr gross.

Wir, vier georgische Mädchen, teils Bachelors und teils Masters, waren auch keine Ausnahmen und haben uns darum beworben. Infolge der Auswahlprozedur, die aus einem schriftlichen und mündlichen Verfahren bestand, wurden wir von der Vorsitzenden der DGG, Frau Gisela Heil, ausgewählt. In Saarbrücken haben wir festgestellt, dass wir wirklich Glück gehabt haben:

Unser Praktikum begann am 26. August und dauerte 7 Wochen lang. Am 26. August mussten wir um 09:00 Uhr bei der Staatskanzlei des Saarlandes pünktlich sein. Deswegen sind wir schon am 25. August in Saarbrücken angekommen. Am Hauptbahnhof warteten auf uns unsere liebe Frau Heil zusammen mit von ihr sorgsam ausgesuchten Gastfamilien.

In unseren Gastfamilien fühlten wir uns wie zu Hause. Sie waren sehr nett, gastfreundlich und immer hilfsbereit. Jetzt können wir laut sagen, dass wir in Deutschland eigene Familie haben. Wohnen in einer deutschen Familie ist die beste Möglichkeit, deutsche Leute, deutsche Kultur, deutsche Sprache und überhaupt Deutschland kennen zu lernen. Wir haben auch viele Ausflüge mit unseren Gastfamilien gemacht und dank ihnen haben viel Neues erlebt.

Am ersten Tag des Praktikums hatten wir einen Termin bei der Staatskanzlei von Saarland, wo wir herzlich empfangen wurden. Gerade dank der Staatskanzlei konnten wir bei Saarländischen Gerichten hospitieren und einen Einblick in das deutsche Gerichtssystem werfen. Wir waren fast in allen Gerichts-instanzen: beim Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, auch beim Oberverwaltungsgericht in Saarlouis.

Im Rahmen des Praktikums konnten wir bei Gerichten die Rechtsakten lesen, den Sitzungen beiwohnen und nach den Sitzungen mit den Richtern die Rechtsfragen besprechen. Die Richter waren sehr offen und wir konnten alle Fragen stellen, die uns interessierten oder unklar waren.

Insbesondere waren Jugendstrafsachen und familienrechtliche Sachen sehr interessant. Das Praktikum ermöglichte uns, rechtsvergleichende Bemerkungen zwischen dem georgischen und deutschen System zu machen. Trotz vieler Ähnlichkeiten gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen dem georgischen und deutschen Recht, sowohl im materiell-rechtlichen, als auch im prozessrechtlichen Sinne: z. B. georgische Gesetzgebung kennt nicht das Schöffensystem und umgekehrt in Deutschland gibt es bei Strafsachen keine Geschworenen; in deutschen Sitzungssälen hängen die Kreuze, während in Georgien keine religiöse Symbole gestattet sind usw. Im Einzelnen kann man natürlich das alles nicht nennen.

Außer der Gerichte, hatten wir auch Termine bei der Generalstaatsanwaltschaft, beim Grundbuchamt und bei der Jugendvollzugsanstalt in Ottweiler. Bei der Generalstaatsanwaltschaft des Saarlandes haben wir von der Generalstaatsanwältin, Frau Margot Burmeister, die schon in Georgien gewesen war, georgisches Lied “Suliko” gehört. Die Sitzungen in Jugendstrafsachen und die Führung in der Jugendvollzugsanstalt Ottweiler hat uns gezeigt, wie viel Wert in Deutschland auf die erzieherischen Maßnahmen und auf die Resozialisierung des Täters gelegt wird. Diese Vorgehensweise wäre auch für Georgien ein gutes Vorbild, insbesondere wenn es um die Jugendlichen geht.

Wir möchten uns bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken. Sie haben uns ermöglicht, einen Überblick über das deutsche Rechtssystem zu erhalten, Kontakte mit deutschen Richtern zu knüpfen, viele interessante und nette Leute kennen zu lernen, deutsche Kenntnisse zu verbessern und natürlich zweite Familien in Deutschland zu haben.

Wir hoffen, dass wir unser Land gut präsentiert, unsere Verpflichtungen ehrlich erfüllt und bevorstehende Möglichkeiten in Saarbrücken maximal benutzt haben. Auch hoffen wir, dass dieses Programm weiter fortsetzt und auch andere georgische Studenten solche Möglichkeit wiederhin bekommen.

Bericht von Natia S.

Die in Saarbrücken verbrachte Zeit war für mich unvergesslich.

Diese Hospitation war für mich eine glänzende Möglichkeit deutsches Rechtssystem näher kennen zu lernen und daneben auch die deutsche Gastfreundschaft zu genießen. Während der Hospitation versuchten alle Richter unser Praktikum nicht nur nützlich, sondern auch angenehm zu machen.

Mein Masterstudium habe ich im Bereich des Öffentlichen Rechtes gemacht, deshalb war für mich das Praktikum beim Oberverwaltungsgericht in Saarlouis besonders interessant. Ich möchte betonen, dass unser Ansprechpartner beim Oberverwaltungsgericht in Saarlouis, Herr Richter Br., besonders motiviert war, uns möglichst viel Information über deutsches Rechtssystem, deutsche Kultur und Geschichte mitzuteilen. Außerdem hat er uns eine inhaltsreiche Stadtführung durch Saarlouis gemacht.

Ich war überrascht von der deutschen Gastfreundschaft. Alle Menschen die wir während unseres Aufenthaltes in Saarland getroffen hatten, waren höchst zuvorkommend, aufmerksam und hilfsbereit.

Aber die besten Erinnerungen von Saarland sind doch mit meiner Gastmutter, Frau H., verbunden. Ich wusste, dass nach dem anstrengenden Tag ich zu Hause bei Frau H. doch die schönsten und interessantesten Stunden vorhatte. In ihrer gemütlichen Küche, bei einer Tasse Tee, unterhielten wir uns über alles. Frau H. verfügt über grosse Kenntnisse aus verschiedenen Bereichen und sie wusste diese Kenntnisse mir beizubringen. Sie konnte nicht nur gut erzählen, sondern auch gut zuhören, was bei Menschen eine seltene Eigenschaft ist.

Mein Lebensgrundprinzip ist, möglichst viele helle, herrliche Erinnerungen zu sammeln. Natürlich sind die in Saarbrücken verbrachten sonnigen Tage ein wichtiger Teil von diesen Erinnerungen. Und ich hoffe, dass ich bald in diese liebe kleine Stadt – Saarbrücken zurückkehren werde.

Bericht von Rusudan M.

Am 25. März 2013 wurde mir mitgeteilt, dass meine Bewerbung für das Hospitationsprogramm erfolgreich war und dass ich am Amtsgericht bzw. Landgericht in Saarbrücken hospitieren konnte. Ich war im siebten Himmel, als ich die E-Mail von Frau Heil gelesen habe.

Ich hatte damals viele Vorstellungen und einige Vorurteile, heute weiß ich, dass manche davon falsch waren, aber manche auch richtig. Die Hospitation war für mich eine große Herausforderung. Damit hatte ich die Anschauung der Rechtswirklichkeit, d.h., wie deutsches Recht in der Praxis zur Anwendung gelangt.

Im Rahmen des Programms habe ich mit meiner Gastfamilie zusammen gewohnt. Es war für mich unvergesslich und ich denke, einer der wichtigsten Teile des Programms. Damit hatte ich Möglichkeit, die Alltäglichkeit der deutschen Kultur zu erleben. Meine Gastfamilie hat es am besten vertreten. Ich hatte das Gefühl, dass ich in eigener Familie, in meiner Heimat war. Wir haben zusammen viel Zeit verbracht. Meine Gasteltern haben für mich die Ausflüge veranstaltet, wie zum Beispiel: nach Straßburg, Saarlouis, Saarburg, Mettlach. In Mettlach haben wir das Keramikmuseum von Villeroy & Boch besichtigt. Dieses Museum war ganz anders als die andere Museen, die ich besucht habe. Hier war alles lebendig, man konnte die Exponate anfassen und zum Beispiel von einem davon Kaffee zu trinken. Auf diese Weise war dieses Museum für mich besonders beeindruckend.

Während meines Aufenthaltes in Saarbrücken, gab in Deutschland Bundestagswahl. Ich hatte Möglichkeit, Wahlkampf vom Ort anzuschauen. Dieser Prozess war faszinierend und sehr interessant für mich, ganz anders als in meinem Heimatland.

Im Zuge des Hospitationsprogramms habe ich viel erlebt und gelernt. Wegen sprachlicher Missverständnisse habe ich die Bedeutung einiger Wörter besser verstanden.

Zum Schluss möchte ich mich bei der Deutsch-Georgischen Gesellschaft im Saarland für die Durchführung dieses Programms bedanken und meiner Gastfamilie, die mir die schönsten Tagen geschenkt.

Bericht von Nino Me.

Ich habe mein Praktikum innerhalb der saarländischen Verwaltung absolviert.

Ich habe folgende Behörden kennengelernt:

1.Amtsgericht Saarbrücken,
2.Ministerium für Wirtschaft und Arbeit,
3.Ministerium der Finanzen
4.Staatskanzlei des Saarlandes

Das Praktikum war eine sehr gute Voraussetzung für mein zukunftliches Leben. Die Erfahrung, die ich in Deutschland bekommen habe, könnte ich im Alter von 18. Jahre, in Georgien leider nicht bekommen, sie hat mir bei der Suche nach Arbeit in meiner Heimat sehr geolfen.

In Saarland kennen alle Menschen Georgien und Tbilissi, weil im Zentrum der Stadt gibt ein Tbilisser Platz, Saarbrücken und Tbilissi sind Partnerstädte schon seit mehr als 30 Jahren. Wenn ich mit jemand auf Deutsch sprach, waren sie sehr froh und haben immer bemerkt, dass mein Deutsch sehr gut ist. Deswegen war ich natürlich sehr stolz 🙂

Insgesamt wohnte ich in Saarbrücken 2 Monaten lang in drei verschiedenen Familien (Es war Sommer und die Familien machten den Urlaub).

An einem Tag haben wir ein Ausflug mit meiner Gastfamilie nach ,,Hackenberger Mühle“ in Saarburg gemacht. Dieser alter Mühlkomplex hat seinen Ursprung in 16. Jahrhundert. Die Mühle ist heute ein stadtliches Mühlenmuseum. Es war sehr schön, die alte schöne Häuser wie in Saarburg und die enge Gassen hab ich noch nie gesehen.

Meine nette und liebe Gastfamilie T. werde ich nie vergessen, jeden Abend haben wir zusammen in Cafes gesessen und schöne Zeiten gehabt, damals hab ich auch zum ersten mal Frosch gegessen. Wir haben zusammen gelacht, Witze erzählt und Spass gemacht, ich habe mich nie gefüllt, dass ich kein Familienmitglied war.

Mein Gastvatter Herr T. sagte immer zu mir, dass Saarland die schönste Land in Deutschland ist, ich stimme mit ihm, es ist wirklich wunderschön mit sehr liebe Leute und schöne Stadte.

Wünsche euch allen solche tolle Erlebnisse, wie ich in Deutschland gemacht habe.


Gastmutter Christiane Z.

Als ich eine Annonce der Deutsch-Georgischen Gesellschaft in der Saarbrücker Zeitung las, in der Gastfamilien für junge Jurastudenten aus Georgien gesucht wurden, entschloss ich mich spontan, einen der Studenten aufzunehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren meine Kenntnisse über Georgien sehr ungenau, ich wusste lediglich um die Städtepartnerschaft zwischen Saarbrücken und Tbilissi.

„Unsere“ Studentin, Keti, kam an einem Sonntagnachmittag an, als mein Mann gerade auf einer Reise zum Kilimandscharo unterwegs war, und sie durchlebte mit uns gleich zu Beginn ihres Aufenthaltes eine Woche des intensiven Bangens, ob der Aufstieg denn nun gelänge. Alles ging gut und Keti fügte sich von Anfang an so in unsere Familie ein, als ob sie immer dazugehört hätte.

Sie begleitete mich zu meinen Chorproben, nahm begeistert an meinem Kurs „Scottish Country Dancing“ teil, auch Fußballspiele sah sie sich gemeinsam mit meinem Mann und meinem Sohn interessiert an.

Ein Höhepunkt von Ketis Aufenthalt im Saarland war sicherlich der Besuch der großen Überraschungsfeier zum runden Geburtstag des Saarländers Dr. Schales, der kurz aus Simbabwe angereist war, wo er seit vielen Jahren in einem von ihm gegründeten Krankenhaus arbeitet und mit den Spendengeldern auch eine Schule gegründet hat.

Keti sprach perfekt Deutsch. Sie erzählte uns viel über ihre Heimat und weckte in uns den Wunsch, Land und Leute näher kennen zu lernen. Dieses zwanzigjährige, warmherzige Mädchen eroberte mit ihrer unkomplizierten, liebenswerten Art die Herzen der ganzen Familie im Sturm und wir waren sehr traurig, als sie nach sieben Wochen wieder abreisen musste.

Doch es entstand eine Freundschaft fürs Leben.